Das Projekt RCI nimmt 34 kleinere und mittleren Reichsstädte in Süddeutschland seit ihrer ersten Nennung als Reichsstadt bis zur Eintragung in die Reichsmatrikel (1521) in den Blick. Forschung zu den Reichsstädten hat sich bisher in der Regel auf die großen Städte wie Augsburg und Nürnberg konzentriert. Die kleineren und auch die mittleren Städte werden oft als Trabanten- oder Satellitenstädte bezeichnet; eine eigenständige Politik im Schatten der großen Städte wird ihn kaum zugetraut. So wird sowohl die große Vielfalt und individuelle Unterschiedlichkeit der Städte übersehen als auch zum Beispiel eine eigene Reichs- und Bündnispolitik oder auch Landespolitik negiert. Über die kleinen und mittleren Reichsstädte wurde auch deshalb seltener gearbeitet, weil deren reichhaltige mittelalterliche Überlieferung wegen der schlechten Erschließungsanlage in den Stadtarchiven nur schwer zugänglich ist.
Hier setzt das Projekt an. Es erhebt zum einen die bisher kaum bekannten Urkunden und verwandte Schriftstücke in den Stadtarchiven der 34 Städte und ebenso das ausgelagerte Material in den Staatsarchiven und gedruckte Quellen neu in einer Regestendatenbank mit digital born Regesten. Die Regesten werden der Forschung bereits während der Projektlaufzeit zur Verfügung gestellt. Aufgenommen werden alle Quellen, die einen Reichsbezug haben. Das umfasst die Korrespondenz zwischen der jeweiligen Stadt (und städtischen Institutionen) und dem Herrscher und die Kontakte der Reichsstädte zu den Reichsinstitutionen (u.a. Hof- und Kammergericht, Hof- und Landgerichte, Landvogteien). Die Korrespondenz der Reichsstädte untereinander wird ebenfalls erfasst, wenn sie einen Reichsbezug erkennen lässt. Dazu zählen zum Beispiel Dokumente zu Städtebünden, deren Ziel auch die Bewahrung der Reichsunmittelbarkeit war (z.B. der Schwäbische Städtebund 1376–1389).
Die erhobenen Daten sind zudem die Grundlage für eine systematische Untersuchung der kleinen und mittleren Reichsstädte. Im Rahmen des Projekts werden insgesamt vier Promotionen sowie eine weitere Monographie erarbeitet zur Rolle und Funktion der kleinen und mittleren Reichsstädte in der Reichsverfassung, zu ihren Netzwerken, Kommunikations- und Bündnissystemen, ihrer Praxis der Konfliktführung und ihren Bemühungen zum Erhalt und der Sicherung ihrer Reichsunmittelbarkeit.